Ensemble Capella de la Torre
Die Theorie, die Welt sei aus vier Elementen zusammengesetzt, wird ursprünglich dem griechischen Philosophen Empedokles von Akragas (495-435 v. Chr.) zugeschrieben. Sie sollte, in der Wissenschaft schnell anerkannt und von Platon (428-348 v. Chr.) mit weiteren Details versehen, für mehr als zwei Jahrtausende Gültigkeit behalten. Der Grund dafür ist, dass die Vier-Elementen-Lehre außerordentlich plausibel, weil intuitiv einsehbar ist: Erde, Wasser und Luft bieten allen Geschöpfen Lebensraum und Nahrung; ihnen gegenüber steht die alles verändernde Energie des Feuers.
Erst im 19. Jahrhundert erfährt der Begriff Element eine tiefgreifende Veränderung. Das 1869 etablierte Periodensystem der Elemente ist grundlegend für die moderne Naturwissenschaft. Diese ermöglicht eine zuvor nicht vorstellbare Manipulation der Natur durch den Menschen, welche zugleich die Möglichkeit der Zerstörung der Lebenssphären einschließt.
Das Konzert der Capella de la Torre mit dem Titel THE ELEMENTS vergegenwärtigt mit Musik des 15. bis 17. Jahrhunderts historisches Wissen und Denken zur Schöpfung und zum Menschen. Die genannte Zeitspanne ist eine Phase des Umbruchs im Geistesleben überhaupt, weil mittelalterliches und antikes Denken noch ebenso präsent sind wie die neuen Ideale der Renaissance, heidnische Mythen ebenso gelten wie christlicher Glaube und Ritus.
Die Veranstaltung ist in vier Abschnitte gegliedert (WATER, AIR, FIRE, EARTH) und zeigt anhand verschiedener musikalischer Quellen die Entwicklung der Musik in der frühen Neuzeit.
Bransle de la Torche
Francesco Landini (ca. 1325-1397)
Ecco la primavera
WATER
Tomás Luis de Victoria (ca. 1548-1611)
Ave maris stella
Anonyme
Basse danse aliot nouvelle (improvisation)
Giovanni Ghizzolo (ca. 1580-1625)
Canto di sirene; Risposta di Nettuno
Jacob Arcadelt (1507-1568)
Il bianco et dolce cigno
Lorenzo Allegri (1567-1648)
Quinto balletto delle ninfe
AIR
Michael Praetorius
La Canarie
Girolamo Frescobaldi (1583-1643)
Se l’aura spira
Traditional
Passamezzo
Claudio Monteverdi (1567-1643)
Zefiro torna
FIRE
Anonyme/Emilio De’ Cavalieri (1550-1602)
O che nuovo miracolo
Anonyme
L’amor dona ch’io te porto
Giacomo Gogliano (1467/1468-1548)
Dolce amoroso focho
Bartolomeo Tromboncino (ca. 1470-nach 1535)
Ostinato vo seguire
Anonyme
Chi vuol seguir la guerra
EARTH
Tomás Luis de Victoria
Requiem aeternam (extrait) – Introitus
Anthony Holborne (ca. 1545-1602)
Pavan The Funerals
Almain The Fruit of Love
Niccolò Piffaro (ca. 1480-1566)
Di lassar tu divo aspetto
Stefano Landi (1587-1639)
Passacaglia della vita
Hildegard Wippermann, chalémie alto & flauto dolce
Annette Hils, douçaine & flauto dolce
Yosuke Kurihara, sacqueboute
Johannes Vogt, luth
Mike Turnbull, percussion
Martina Fiedler, orgue
Katharina Bäuml, chalémie & direction
Capella de la Torre ist stolz, sich zu den weltweit führenden Ensembles für Bläsermusik der frühen Neuzeit zählen zu dürfen.
Capella wurde im Jahr 2005 von der Oboistin und Schalmeispezialistin Katharina Bäuml in Berlin gegründet. Seitdem hat das Ensemble sein Publikum in tausenden Konzerten stets aufs Neue begeistert. Hinzu kommen bislang 32 CD- Einspielungen und eine Vielzahl von Live-Mitschnitten. Auf diese Weise hat sich Capella de
la Torre umfangreiche Erfahrung in der Musik des 14.-17. Jahrhunderts erspielt.
2016 wurde Capella der ECHO Klassik in der Kategorie „Ensemble des Jahres“ verliehen. 2017 erhielt das Ensemble einen weiteren ECHO Klassik für die CD „Da Pacem – Echo der Reformation“ zusammen mit dem RIAS Kammerchor. 2018 erhielt Capella de la Torre den ersten OPUS Klassik (Nachfolgepreis des ECHO) für die Aufnahme „Serata Venexiana“. 2023 wurde das Ensemble erneut mit dem OPUS Klassik ausgezeichnet für die CD „Monteverdi Memories“.
Um die Musik vergangener Jahrhunderte für heutige Ohren lebendig werden zu lassen, finden aktuelle historische und musikwissenschaftliche Erkenntnisse ständig Eingang in die Programme von Capella de la Torre. Dazu gehört besonders die Arbeit mit Quellen und Originaltexten.
Ein besonderes Anliegen des Ensembles ist neben den Konzerten die Arbeit mit einem jungen Publikum, die in einer Vielzahl von Vermittlungsprojekten ihren Ausdruck findet.
Der Name „de la Torre“ ist auf zweierlei Weise zu verstehen: Anfang des 16. Jahrhunderts komponierte der Spanier Francisco de la Torre das wohl berühmteste Stück für eine Bläserbesetzung, seine „Danza Alta“. Neben dieser Hommage an den Komponisten ist der Name aber auch ganz wörtlich zu verstehen: „De la Torre“ bedeutet übersetzt „vom Turm herab“; Bläsergruppen musizierten seinerzeit bei den verschiedensten Gelegenheiten auf Türmen oder Balkonen.